Halb & Halb

Als im Jahre 1990 absehbar wurde, dass die FRÖSI in den gesamtdeutschen Zeitschriftengewässern wesentlich schwierigere Fahrt haben würde als bisher, machten sich ein paar FRÖSI-Leute Gedanken über die Entwicklung eines eigenen Produktes. In diesem Zuge kam es am 24. März 1990 zur Gründung des Verlags Halb und Halb und zunächst der Herausgabe einer monatlichen Rätselzeitschrift namens KnobelEi. Zu den gleichberechtigten Gesellschaftern gehörten Horst Alisch, der als Herausgeber fungierte, die Geschäftsführer Werner Starke und Lutz Daase (der noch heute Halb & Halb aufrecht hält), Holger Järnecke (Poduktion), Jürgen Schumacher (Art Director) und Frank Frenzel, der kreativer Kopf und Chefredakteur war.

Da dies noch zu DDR-Zeiten geschah, wo der Postzeitungsvertrieb (PZV) das Vertriebsmonopol hatte und als Abnehmer von Verlagsware fungierte, wurden die gesamten Auflagen der ersten Hefte von Knobelei von ihm zu unvorstellbar hohen Summen vom Verlag gekauft, was zu einigen Höhenflügen führte und dem Verlag ermöglichte, die Produktpalette schnell zu erweitern.

Jolly
Als das monatlich erscheinende KnobelEi wirtschaftlich schwerer tragbar wurde, besonders wegen der Schwierigkeit, es flächendeckend zu vertreiben, gewann man den bastei-Verlag von Gustav Lübbe als Vertrieb. Da zwischen Auslieferung und Rücklauf der Verkaufszahlen in den neuen Bundesländern eine zeitliche Lücke klaffte, erfuhr der Verlag erst einige Monate zu spät, dass zwischen gedruckter Auflage (400.000) und verkaufter Auflage (150.000) eine dramatisch Spanne lag, Lübbe aber nur für letztere bezahlt, und der Verlag erhebliche Verluste einfuhr. Alisch zog umgehend seine Gesellschafteranteile aus dem Unternehmen; er vermutet bis heute einen Komplott von Lübbe gegen die Konkurrenz im eigenen Haus. Nach 22 Heften (1990: 8; 1991: 14) kam (leider) das Aus fürs KnobelEi.

Parallel brachte Frank Frenzel mit Halb & Halb weitere Produkte auf den Markt, darunter das Kinder-Rätselheft Murmel mit einer Figur von Detlev Schüler, illustriert von Horst Alisch, Die Mühlenkobolde als Begleitheft zur gleichnamigen Fernsehserie des DFF sowie die erste und leider einzige (Test-)Ausgabe des Satiremagazins Jolly, das ein Gegenstück zum Eulenspiegel hätte werden können - zumindest vereinte es diverse DDR-Karikaturisten und -Comicmacher unter seinem Dach.

Drachenstein Ietze und Eberhard

Besonders intensiv beschäftigt für Halb und Halb war der Grafiker Egge Freygang, zunächst mit den beiden Heften Drachenstein, einer rätselburgartigen Mischung aus Rätseln und einer diese verbindenden Comicgeschichte. Hier zeigte Lübbe, der auch dieses Heft auslieferte, sein kapitalistisches Gesicht, in dem er nur einen Bruchteil der 60.000 Hefte auf den Markt brachte, um sein zeitgleich mit einer Auflage von 40.000 Heften erscheinendes Magazin ALF nicht unter Druck zu setzen.
Freygang illustrierte des weiteren Ietze und Eberhard, eine Comic- und Posterserie, die für das Umweltbundesamt entstand und dort noch heute als Werbematerial eingesetzt wird.

Das Produkt, auf das Chefredakteur Frenzel bis heute am meisten stolz ist, war jedoch der Ostdeutsche Rätselkurier, "...denn diese Rätselzeitung stellte eine Einmaligkeit auf dem deutschen Rätselmarkt dar - politische Satire, kombiniert mit Rätseln und "Textaufgaben", wo ein Lösungswort aus dem Rätsel erst den Gag der Geschichte preisgab oder den Namen eines Rezeptes o.ä." Angeblich soll der konservative Lübbe getobt haben, als ihm zu Gesicht kam, welch linksorientiertes Blatt er da unter sein Dach geholt hatte - folgerichtig kam auch dieses Produkt auch nur auf etwa 10 Ausgaben.

Zur Verlagsgeschichte gehört auch die sehr gute und langjährige Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus von 1992 bis 2002, in deren Rahmen diverse Projekte durchgeführt wurden und MURMEL zur offiziellen Grundschulfigur des Freistaates avancierte.

2002 gelangte Halb und Halb noch einmal ins verlegerische Rampenlicht, als Frank Frenzel und Andreas Strozyk die FRÖSI wiederbeleben wollten.