Heinz Rammelt

Fest der Tiere Geboren am 29. Januar 1912 in Leipzig als Sohn der Kunstmalerin Käthe Rammelt-Bürger, entdeckte Heinz Rammelt bereits als Kind seine Leidenschaft für Tierzeichnungen, nachdem er sich beim Sportunterricht verletzt hatte und der Sportlehrer, der auch sein Zeichenlehrer war, ihn zum Tierzeichnen in den Leipziger Zoo geschickt habe.

Noch nicht volljährig begann er mit dem Studium an den Kunstakademien in Leipzig bei Professor Thiemann und zwischenzeitlich bei Professor Angelo Jank in München im Schwerpunkt Tierzeichnen. Nach Umzug nach Berlin bereits ab 1936 als freischaffender Illustrator von überwiegend Tierbüchern tätig, wobei ein früher Erfolg seine Illustrationen zum Buch Tiergeschichten von Franz Graf Zedtwitz waren. Daneben war als Storyboard-Zeichner in einem Trickfilmstudio tätig, wo er u.a. auf Wunsch des Biene Maja-Autor Waldmar Bonsels die Trickfilmfassung des Erfolgsbuches unterstützte, bevor er von 1943-45 Wehrdienst leisten musste. Ab 1954 war Rammelt mit seiner Familie in Dessau ansässig.

Seine unpolitischen, meist Tiersujets beinhaltenden Illustrationen schmückten von Anfang der 50er bis in die 70er Jahre hinein neben Kinderbüchern (wie dem hier abgebildeten legendären Fest der Tiere) auch nahezu jede bedeutende Zeitschrift in der DDR. Als Comiczeichner trat er auf der Kinderseite der Wochenpost, in der ABC-Zeitung, der Trommel, in Atze und der Freien Welt in Erscheinung, auf den entsprechenden Unterseiten finden sich Beispiele.

Einen umfangreichen Teil seines Werkes machen die Zeichnungen für die Dia-Rollfilme des DEFA-Kopierwerkes aus, wo er neben Adaptionen von Fuchs-und-Elster-Hörspielen und sowjetischen Hase-und-Wolf-Filmen eine eigens für Rollfilm produzierte Serie mit Bärchens Abenteuern nach Texten von Werner Gestell schuf. Beispiele wiederum auf der Unterseite über Dia-Rollfilme.

Die Meisterschaft seines Könnens sorgte dafür, dass er unter seinen Kollegen zahlreiche Bewunderer und Nacheiferer hatte, die ihn als Vorbild sahen. Neben der Arbeit am Zeichentisch setzte er seine Begabung als Schnellzeichner Meister Tusche auch in Bühnenprogrammen für Kinder ein, mit denen er landesweit unterwegs war.

Ein Beitrag mit weiteren biographischen Angaben findet sich beim Sachsen-Sonntag.

Heinz Rammelt starb am 24. Juni 2004 92jährig in Dessau. Sein Sohn Olaf Rammelt gab einen Nachruf-Text heraus, aus dem die folgenden Auszüge stammen:

Als Tierzeichner par excellence wurde er oft der "Max Lingner der Tierzeichnung" genannt. In unverkennbarer Handschrift hat er seit frühester Jugend das Thema Tier in vielfältigster Technik künstlerisch umgesetzt. Grandios sind seine Pinselzeichnungen, die, angelehnt an die chinesische Kalligraphie, hohe künstlerische Perfektion und anatomisches Wissen mit Leichtigkeit vereinen. Diese Blätter werden neben Portraitzeichnungen, Landschaften, Zirkusstudien und Theaterzeichnungen in der Vielfalt der Kunstgeschichte einen eigenen, unverkennbaren Platz einnehmen.

Neben dem Dessauer Tierpark gehörte sein Herz immer wieder dem Zirkus und auch dem Theater, wo viele seiner Studienblätter hinter der Bühne als Momentaufnahmen entstanden und er Jahrzehnte zum "Inventar" gehörte. Seit seiner Jugend war er mit dem Zirkus verbunden, nicht zuletzt durch die Freundschaft mit Paula Krone. Viele der frühen Zirkuszeichnungen sind dem Krieg zum Opfer gefallen. Der Hauptteil seiner Zirkusblätter wartet noch heute auf seine Entdeckung.

Ab 1951 arbeite er für viele neu entstandene Zeitungen und schuf Illustrationen, Karikaturen und Humorzeichnungen. Als einer der ersten Pressezeichner veröffentlichte er u.a. in FRÖSI, Atze, Bummi, Junge Welt, Berliner Illustrierte, Wochenpost, NBI, Eulenspiegel.

Seine langjährige Zusammenarbeit mit bedeutenden Zoos, z.B. dem Tierpark Berlin, Prof. Dathe, dem Leipziger Zoo, Prof. Dr. Schneider, dem Zoo Hannover, Prof. Dr. Dietrich, für die er Plakate und Illustrationen schuf, fand auch Niederschlag in zahlreichen Büchern.

Zu seinen grossen Leidenschaften gehörte eben auch die Buchillustration, vor allem für Kinderbücher und Fabeln. Zu seinen schönsten und bekanntesten Büchern zählen "Hannibal und Bambu"(West-Ost-Verlag), "Wir sind ganz unter uns !" 1939, von Arthur-Heinz Lehmann, "Tiere haben das Wort" 1964, von Prof. Karl Max Schneider, so wie "Gurry- Gurry" 1963, "Ein kleines graues Eselkind" 1964, "Der Prahlhase" 1965, "Ein kleines Biberkind" und das "Fest der Tiere". Manche von ihnen wurden bis zu neun mal aufgelegt. Zu seinen Tierbüchern und ihrer Bebilderung schrieb er einmal: "Wichtig ist, dass sie die Aufgabe erfüllen, unseren Kindern und Erwachsenen immer die Liebe und Achtung zu den schutzbedürftigen Mitgeschöpfen unserer Erde einzupflanzen."

Auf besondere Weise populär wurde er bei Kindern und Eltern über Jahrzehnte durch seine Bühnenprogramme als "Meister Tusche" in ungezählten grossen und kleinen Städten des Landes. Seine seltene Begabung, Tiere in Bewegung zu erfassen und mit wenigen Strichen überzeugend und ausdrucksstark als Bleistift- oder Pinselzeichnung zu Papier zu bringen, zeichnet ihn vor seinen Kollegen aus. Durch hohes Wissen und Können vereinen sich in Heinz Rammelts Arbeiten Lebendigkeit und Abstraktion.

Viele vorzügliche Blätter seines noch unkatalogisierten zeichnerischen Werkes sind bislang von der Öffentlichkeit noch unentdeckte Kostbarkeiten. Sein Leben und Werk sind nun abgeschlossen. Seine Intentionen und das künstlerische Vermächtnis leben in der beruflichen Tradition der Familie, wie auch im Bewusstsein vieler Liebhaber und Bewunderer seiner Kunst weiter.