Fil und ATAK machen Mosaik

Die Ankündigung erschien langfristig genug, um sich den familienbeanspruchten Karfreitag (25.3.2005) freizuschaufeln und die Reise nach Berlin anzutreten. Sie lautete wie folgent:

"So lachten und so schwiegen wir" - Comics der DDR präsentiert von FIL und ATAK
ATAK und der Zeichner & Entertainer FIL untersuchen die Höhepunkte und vergessenen Randerscheinungen der Comic Kultur der DDR und präsentieren ihre Ergebnisse mit fachmännischen und unterhaltsamen Kommentaren...

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Die Studiobühne des Maxim-Gorki-Theaters in Berlin führt die Veranstaltungsreihe Der Zukunft zugewandt (1990-1949) durch, die sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit 40 Jahren DDR beschäftigt. Die Veranstaltungen bewegen sich chronologisch rückwärts, und anlässlich des Jahres 1955, dem Gründungsjahr des Hegenschen MOSAIK, waren nun zwei echte Koryphäen der Berliner Comicszene eingeladen: Der Wessi Tägert (FIL) und der Ossi Barber (ATAK). Rahmenbedingungen der Veranstaltung: Vorgegebene Kulisse und maximal drei Tage Vorbereitungszeit.

Unvorbereitet kamen die beiden in Begleitung von Herrn Schmücker (Nettmann) tatsächlich nicht: ATAK hatte in seinen Archiven nach Raritäten und natürlich auch in der Mosaiksammlung gekramt und diverse Bilder in eine PowerPoint-Präsentation gepackt, die er während der reichlichen Stunde nach und nach abspulte. Dies wurde begleitet von FIL, der sich als Moderator und Entertainier gab, ein paar Lieder einstreute (u.a. das Lied der Teufelsbrüder unter leider nur verhaltener Anteilnahme des anwesenden reichlich 80köpfigen Publikums) und unter Zuhilfenahme einiger Stichpunkte weitgehend frei mit seinem Kollegen über die gezeigten Bilder assoziierte.

Schnell wurde klar, dass es sich viel stärker um einen satirischen Show-Act als um eine tiefergründige Auseinandersetzung mit der Thematik handelte. Hatte man sich einmal damit angefreundet, gab es durchaus unterhaltsame Passagen. Ausgewählte Bilder demonstrierten eindrücklich, dass der Westcomic seinen Erfolg beim Ostcomic erklaut hatte, und die Abrafaxe wurden ganz klar als Westspione entlarvt (worüber deren aktueller Herausgeber Klaus Schleiter nicht sonderlich amüsiert schien). Je nach Erwartungshaltung konnte man allerdings auch enttäuscht sein, denn das Niveau von Schmidt und Andrack, wenn auch im Setting sehr ähnlich, erreichten die beiden nicht, und für den primär DDR-Comic-Interessierten gab es kaum neue Erkenntnisse.

Das Publikum spaltete sich vermutlich besonders in MOSAIK- vs. FIL-Anhänger (mit einer kleinen Schnittmenge), und während letztere einigermaßen auf ihre Kosten gekommen sein dürften, gab es für erstere zum Trost eine amüsante Nummer 20b des Mosaik zu kaufen, produziert von FIL und ATAK, 8 Seiten stark, knallebunt mit samtig fühlbaren Siebdruckfarben. Über dieses Heft und die Veranstaltung wurde wesentlich ausgiebiger und stellenweise unterhaltsamer diskutiert als der Abend selbst war, wie man im Comicforum nachlesen kann.